Mit dem Blick auf Jesus Christus
gehen wir gemeinsam
als Pilgerinnen der Hoffnung voran.
Im Vertrauen auf die Kraft des Kleinen
setzen wir uns heute für das Leben ein.
Com os olhos fixos em Jesus Cristo,
como peregrinas da esperança e confiantes na força do pequeno,
avancemos no cuidado da vida!
With eyes fixed on Jesus Christ,
as pilgrims of hope,
trusting in the strength of the powerless,
let us move foward together in caring for Life.
Dengan mata tertuju pada Yesus Kristus,
sebagai peziarah harapan yang percaya akan kekuatan “kekecilan” kita,
marilah kita maju bersama untuk
memelihara kehidupan.
Met de ogen gericht op Jezus Christus
En vol vertrouwen in de kracht van ons kwetsbaar zijn
zetten we ons als pelgrims van hoop in voor het leven.
Con los ojos fijos en Jesuscristo,
como pregrinas de la esperanza y confiantes en la fuerza del pequeño,
avancemos en el cuidado de la vida.
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VERTIEFUNG DES HORIZONTS
Mit dem Blick auf Jesus Christus
gehen wir gemeinsam als Pilgerinnen der Hoffnung voran.
Im Vertrauen auf die Kraft des Kleinen
setzen wir uns heute für das Leben ein.
(Angepasster Text nach dem Original von Bischof Itacir Brassiani)
Mit dem Blick auf Jesus Christus
Das geweihte Ordensleben beruht darauf, das Evangelium Jesu Christi zu leben. Unsere Kraft kommt vom Heiligen Geist in dem Maße, wie wir Jesus suchen und in die Mitte stellen und das Evangelium zum Maßstab unseres Lebens und unserer Sendung machen.
Nach der Betrachtung der Väter und Mütter, die im Glauben wandelten, kämpften und Widerstand leisteten (vgl. Hebr 11,1-40), lädt uns der Hebräerbrief ein, die „Wolke von Zeugen“ zu betrachten, die uns begleitet. Da wir also von dieser großen „Wolke von Zeugen“ umgeben sind, wollen wir alles, was uns behindern könnte, beiseitelassen und mit Ausdauer und Beharrlichkeit voranschreiten, indem wir „auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens“ (Hebr 12,1-2). Als geweihte Ordensleute sind wir berufen, dies inmitten des Volkes Gottes und mit Blick auf das Volk Gottes zu leben.
Die Heilige Schrift stellt uns eine Reihe von Bildern vor Augen, die uns helfen zu verstehen, was es bedeutet, auf Jesus zu schauen: ihm zuzuhören wie die Jüngerinnen, die zu seinen Füßen sitzen und ihm aufmerksam zuhören (vgl. Lk 4,20; Lk 10,38-42); in Jesus Christus verwurzelt und auf ihn gegründet zu sein (vgl. Kol 2,7; Röm 11,17); auf Christus getauft zu sein und Christus anzuziehen (vgl. Gal 3,27); durch die Taufe mit Christus begraben zu werden und durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt zu werden (vgl. Röm 6,4); in Jesus Christus bleiben und wie die Reben mit dem Weinstock in Verbindung bleiben (vgl. Joh 15,1-17; 1 Kor 12,12-31); von der Liebe Christi beseelt sein (2 Kor 5,14).
Wer Jesus Christus ist, wie er handelt und was er von denen verlangt, die seine Einladung zur Nachfolge annehmen, wird uns in den Evangelien deutlich, besonders in den Geheimnissen der Menschwerdung, der Barmherzigkeit und des Pascha. Weil er reich war, wurde er arm; weil er Herr war, wurde er Knecht, entäußerte sich und wurde den Menschen gleich, erniedrigte sich bis zum Äußersten und identifizierte sich mit den Armen und ihren Bedürfnissen (vgl. Joh 13,1-14; Mt 25,31-46; Phil 2,6-11). Er hat das Werk der Erlösung in Armut und Verfolgung vollbracht, daran lässt das Ostergeheimnis keinen Zweifel.
Jesus, vom Vater gesandt und vom Geist als Armer gesalbt, hat in dieser Gestalt seine Sendung erfüllt und ist zum Lehrer und Gründer der Kirche geworden. Die Kirche und das geweihte Ordensleben in ihr können nur diesen Weg gehen: nicht nach institutionellem Erfolg streben; in Liebe alle einbeziehen, die leiden; in den Armen das Bild ihres Gründers erkennen; sich im Kampf gegen die Armut engagieren und sich in den Dienst der Armen stellen als leibhaftigen Ausdruck ihrer Liebe zu Jesus Christus (vgl. Lumen Gentium 8).
Als Pilgerinnen der Hoffnung
Wir sind uns bewusst, dass wir die DNA der Pilgerinnen in uns tragen, und keine noch so große Schwierigkeit oder Realität kann uns daran hindern, den Blick auf den Horizont und die Füße auf den Weg zu richten (vgl. Konst. 3 und 5).
Das Pilgern in der Hoffnung und das Zeugnis der Hoffnung gehören zum dynamischen Kern des christlichen Lebens und unseres Charismas. In geistlicher Hinsicht bedeutet dies, sich als Jüngerin und Lernende auf den Weg zu machen. Es bedeutet auch, alle Eroberungen und in sich geschlossenen Institutionen zu relativieren und an die Kraft des Samens zu glauben, der auf die Erde fällt, um nicht allein zu sein. Aus apostolischer Sicht bedeutet dies, auf dem Weg und im Provisorium zu leben, den Rhythmus des Aufbruchs in die Peripherie, in die Wüsten und an die Grenzen beizubehalten.
Es ist charakteristisch für den Pilger, dass er nirgendwo stehen bleibt, außer für ein paar Augenblicke der Stärkung. Wer pilgert, erreicht nie ein anderes Ziel als das Weitergehen. Und es liegt in der Natur des Pilgers der Hoffnung, dass er von Überzeugungen bewegt und von Träumen angezogen wird und nicht von Ängsten.
Im Vertrauen auf die Kraft des Kleinen
Im Laufe des Kapitels sind wir zu der Erkenntnis gelangt, dass wir eine „kleine Herde“ sind, die immer älter und weniger wird. Diese Erkenntnis führt uns keineswegs zu Resignation und Entmutigung, sondern bestärkt uns in unserem missionarischen und sozialen Engagement. Wir fühlen uns aufgerufen, diese Situation als Berufung zu leben: Zeichen der schöpferischen und barmherzigen Kraft Gottes in der Kraft der Kleinen zu sein; Pilgerinnen der Hoffnung inmitten so vieler Menschen zu sein, die pilgern, weil sie keine andere Wahl haben.
Als Kongregation sind wir ein lebendiges und aktives Glied am Leib der Kirche, ein pilgerndes Gottesvolk, das seine Berufung lebt, Sauerteig der Einheit für die Menschheit zu sein, ein beredtes und wirksames Zeichen des Reiches Gottes. Nach den Konstitutionen nehmen wir diesen Stand und diese Berufung im Gebet an und bringen sie zum Ausdruck, indem wir in uns und in der Kirche den Schrei der Unterdrückten ertönen lassen und in unserer Schwachheit als Geschöpfe Zeugnis geben vom Tod und von der Auferstehung Jesu Christi. So werden wir Teil der „abrahamitischen Minderheiten“.
Diese Situation bringt uns den „Anawin“ (den Armen Jahwes) näher, den Menschen und Gruppen, die unter der Last sozialer und politischer Tyrannei leiden (vgl. Lk 6,20-26); die zu Gott schreien, weil sie in Not leben und auf die Hilfe anderer angewiesen sind (vgl. Ex 3,7-10); die Opfer von Ungerechtigkeit und systemischer Herrschaft sind und auf der sozialen Leiter „ganz unten“ stehen (Mt 18,1-5). In dieser Situation vertrauen die „Anawin“ auf Gott, versuchen immer und in allem seinen Willen zu tun und werden zum Sauerteig des Reiches Gottes und zum Zeichen der neuen Schöpfung, die im Geist wiedergeboren wird.
Aus apostolischer Sicht bedeutet das Vertrauen in die Kraft der Kleinen, dass wir uns an die Seite der Schwächsten, der Ausgegrenzten, der Opfer tyrannischer Macht stellen und den Kampf für die Anerkennung ihrer Würde und für ein erfülltes Leben aufnehmen. Wir glauben, dass „die Welt besser wird, wenn der Geringste, der leidet, an den Geringsten glaubt“.
Als Vorsehungsschwestern sind wir uns bewusst, dass wir eine kleine und verletzliche Herde sind, Teil eines wandernden und sündigen Volkes, was uns motiviert, auf die Zerbrechlichkeit unserer Mitpilgerinnen und Mitpilger zu achten. Wir wollen niemanden ausschließen oder ersetzen, sondern Verbindungen und Netzwerke der gegenseitigen Unterstützung und des Durchhaltens in kreativer Solidarität schaffen. Wir glauben, dass „einfache Menschen, die kleine Dinge an unbedeutenden Orten tun, außergewöhnliche Veränderungen bewirken“ (afrikanisches Sprichwort).
Lasst uns voranschreiten in der Sorge um das Leben!
Als Pilgerinnen der Hoffnung voranzugehen ist ein mystisch-prophetisches Prinzip, das uns die Augen öffnet für die aktive und barmherzige Gegenwart Gottes an den Kreuzungen und in den großen Fragen der Menschheit, seien sie existentieller, spiritueller, zwischenmenschlicher, politischer oder kultureller Art. Es ist eine Perspektive, die die Lebendigkeit des geweihten Ordenslebens garantiert und es davor bewahrt, zur Geisel kleinlicher Interessen und schwerfälliger Institutionen zu werden.
Als Vorsehungsschwestern mit Augen und Ohren für die Zeichen der Zeit und die Schreie der Armen und Schwachen fühlen wir uns aufgerufen, in der Sorge um das Leben voranzugehen. Indem wir diese Haltung der Sorge bewahren, sie konkretisieren und mit Weisheit und Großzügigkeit durch Initiativen, Projekte und Engagements vermehren, werden wir in einem Prozess der Umkehr vom Bewusstsein zum Handeln, von Definitionen zur Verwandlung, von Gefühlen zu Verpflichtungen, von guten Absichten zu einem beredten Zeugnis gelangen. In diesem Einsatz für die Sorge um das Leben wollen wir auch kolonialistische, regionalistische, klerikale, patriarchale und nationalistische Haltungen überwinden. ....
In unserem Einsatz für das Leben wollen wir unsere Berufung und Sendung zum Ausdruck bringen, an der Seite der Armen und der verletzlichen Gruppen der Gesellschaft zu stehen und gemeinsam den Kampf gegen die Armut und für die Gerechtigkeit aufzunehmen. Wir wollen voranschreiten und uns mit Leidenschaft und Klarheit für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.
Das könnte bedeuten, dass wir neben dem persönlichen und institutionellen Engagement für die großen und drängenden Anliegen des Strukturwandels und der ganzheitlichen Ökologie auch Schritte gehen müssen, um die Sicht der Erde als Hinterhof und Ressourcenreservoir zu überwinden und zu einer Sicht der Erde als Mutter und Wegbegleiterin überzugehen, als eine Stimme, die auf ihre Weise und in verschiedenen Tönen den schönen Chorgesang des Lebens komponiert.
GENERALAT DER SCHWESTERN VON DER GÖTTLICHEN VORSEHUNG
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